Z Orthop Ihre Grenzgeb 2003; 141(3): 289-295
DOI: 10.1055/s-2003-40089
Endoprothetik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nervenläsionen bei der Hüft-TEP-Implantation - Strategien zur Lähmungsprophylaxe

Qualitätssicherung und Risk-Management in der Operativen Orthopädie und UnfallchirurgieNerve Injuries in Total Hip Arthroplasty - Prophylactic StrategiesQuality Assurance and Risk Management in Orthopaedic and Trauma SurgeryC.  Schoellner1 , D.  Schoellner2
  • 1Orthopädische Universitäts- und Poliklinik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. J. Heine
  • 2Ehem. Chefarzt der Orthopädischen Abteilung des Krankenhauses der Augustinerinnen, Köln
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 June 2003 (online)

Zusammenfassung

Studienziel: Nervenlähmungen sind eine ernste Komplikation der Hüftendoprothetik. Ihre Inzidenz liegt bei 2,4 % und ist damit höher als die von Infekten oder Luxationen. Über eine Analyse der Schädigungsmöglichkeiten sollen Strategien zur Lähmungsprophylaxe und zur Verbesserung der Operationstechnik entwickelt werden. Ein erhöhtes Problembewusstsein bei Patienten zeigt sich in steigenden Melderaten. Von 1977 bis 2001 bearbeitete die Ärztekammer Nordrhein 126 Fälle. Methode: Alle intraoperativen Handlungen wurden methodisch analysiert in Bezug auf ihr Nervenverletzungspotenzial. Ergebnisse: Unkorrekt eingesetzte Hohmann-Hebel haben das größte Schädigungspotenzial. Die Elektrokoagulation und selbstschneidende Schrauben bergen ebenfalls Gefahren. Scharfe Verletzungen, Hakenzug und Beinverlängerung führen seltener zu Läsionen. Lagerungshilfen wie Beinschienen bei der roboterunterstützten Hüftchirurgie können zu einer Schädigung des Peronaeusnerven führen. Schlussfolgerung: Risk-Management ist als medizinische und juristische Qualitätssicherung erforderlich und dient neben dem Schutz des Patienten auch dem Schutz des Arztes selbst. Das Risk-Management verfolgt das Ziel, Schadensprophylaxe zu betreiben. Dem zuständigen Chefarzt obliegt die interne Qualitätssicherung seiner Abteilung. Schwachstellen in der Operationstechnik und mögliche Schadensursachen müssen systematisch erfasst werden zur künftigen Vermeidung von Behandlungsfehlern. Leitlinien schaffen eine klare Linie, können aber die Schulung am Patienten nicht ersetzen. Detaillierte Operationsberichte bieten dem Operateur die Gelegenheit, die bewusste Lähmungsprophylaxe zu beschreiben.

Abstract

Aim: Nerve lesions are a serious complication of total hip arthroplasty. The incidence of lesions of large nerves exceeds those of luxation and septic loosening. An analysis of damage causes should lead to prophylactic strategies and improvement of operative technique. Patients are more aware of this complication and malpractice cases are increasing. Between 1977 and 2001 the medical association of North Rhine dealt with 126 cases of nerve lesions. Method: All potential intraoperative causes for nerve damage are investigated. Results: Incorrectly placed Hohmann retractors offer the largest damage potential. Electro surgery and self-cutting screws have a hazardous potential. Sharp injuries, retractor damage and leg lengthening are infrequent causes for nerve lesions. Positioning devices such as leg holders used for roboter hip surgery might damage the peroneal nerve. Conclusion: Risk management is necessary for medico-legal quality control and gives protection for patient and surgeon. Risk management may prevent damage in advance. The head of the department is in charge of internal quality control. Systematic evaluations of operative techniques and damage possibilities are necessary to avoid future malpractice. Guidelines give a good support, but cannot replace teaching on the patient. Operation reports offer the surgeon the chance to document cautious and nerve protecting techniques.

Literatur

Dr. med. Carsten Schoellner

Orthopädische Universitäts- und Poliklinik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Langenbeckstraße 1

D-55101 Mainz

Phone: 06131/172748

Fax: 06131/176679

Email: schoelln@mail.uni-mainz.de